Wer auf der Baustelle sicher mit seinem Baugerät im Erdreich arbeiten möchte, benötigt verlässliche Informationen über die dort bereits verlegten Versorgungsleitungen und -rohre. Würden diese durch Beschädigung durch die Baugeräte ausfallen, sind die anfallenden Kosten enorm. Zum einen muss man aktuelle Pläne der Netzbetreiber auf der Baustelle vorliegen haben, zum anderen kann man zur Sicherheit zusätzlich noch Ortungssysteme einsetzen, um die genaue Lage der Leitungen zu erkunden.
Bei der passiven Ortung werden Signale (elektromagnetische Wechselfelder) geortet, die sich bereits auf einem Kabel oder einer Leitung befinden. Diese vorhandenen Signale werden in der Ortungstechnik auch als passive Signale bezeichnet.
Die passiven Signale können auf unterschiedlichste Weise entstehen:
- durch Stromsignale
- durch Radiosignale
- durch Kathodischen-Schutzstrom (KKS)
Stromsignale
Stromdurchfließende Energieversorgungskabel senden 50-Hz-Stromsignale aus. Daneben können auch Freileitungen von Stromversorgern einen „Streustrom“ im Boden erzeugen. Das bedeutet, dass sich ein Rückstrom auf den zu ortenden Leiter überträgt. Der Rückstrom erzeugt das elektromagnetische Wechselfeld um das zu ortende Kabel oder die metallische Leitung. Dieses passive Signal kann mit den Ortungsgeräten geortet werden.
Radiosignale
Radiosignale (VLF = Very Low Frequency), die von Langwellensendern ausgestrahlt werden, sind als Rückströme auf allen langen Kabeln und metallischen Leitungen vorhanden. Dazu zählen unter anderem Telekommunikationskabel, Pipelines, Steuerleitungen und Stromkabel.
Dieser Rückstrom erzeugt in dem zu ortenden Leiter ein elektromagnetisches Wechselfeld – das passive Signal. In den meisten Fällen ist es stark genug ist, um geortet zu werden.
KKS-Schutzstrom
In diesem Fall entsteht das passive Signal durch den Schutzstrom (100-Hz-Signal), der auf kathodisch geschützten Leitungen liegt. Der kathodische Korrosionsschutz (KKS) ist ein elektrochemisches Schutzverfahren, bei dem ein Schutzstrom in das Schutzobjekt (Metall) geleitet wird.
Kathodische Schutzsysteme werden eingesetzt, um bei Rohrleitungen schadhafte Stellen in der Rohrbekleidung auszugleichen und so die Leitungen vor Korrosion zu schützen.
Die passive Ortung lässt sich bei einem Großteil aller Kabel und metallischen Leitungen einsetzen. Dazu zählen:
- Stromkabel
- Telekomkabel
- Steuerkabel
- metallische Gas- und Wasserleitungen
Aber Achtung:
Passive Signale sind nicht oder nur schwach vorhanden bei:
- nicht angeschlossenen Kabeln
- einigen Telekomhausanschlüssen
- Gussleitungen mit Gummimuffen.
Hier reicht eine passive Ortung nicht mehr aus. Diese Leitungen müssen mit der „aktiven“ Methode geortet werden.