Security beim Energietransport zum Schutz der Versorgungssicherheit

Grundsätzlicher Überblick über aktive und passive Security-Bereiche und Schutzmaßnahmen

Die Bedeutung von Security in der Energieversorgung zum Erhalt und Schutz der Versorgungssicherheit.

Illustration Erhalt der Energieversorgung
Die Versorgung mit Energie und Rohstoffen bildet das Rückgrat moderner Gesellschaften. Strom, Gas, Wasser, Wasserstoff, Fernwärme, Telekommunikation sowie Chemie- und Ölprodukte sind essenziell für Wirtschaft, Infrastruktur und das tägliche Leben der Bevölkerung in Deutschland und Europa. Denn Versorgungssicherheit ist schon lange nicht mehr national zu betrachten, sondern ist länderübergreifend aufgestellt. Die Sicherheit dieser Versorgungsnetze und Transportleitungen ist damit nicht nur eine technische, allein auf die Netzbetreiber ausgerichtete Aufgabe – sondern durchaus auch eine (zunehmende) gesellschaftliche Herausforderung. Angesichts wachsender Bedrohungen – von Sabotage bis hin zu Cyberangriffen – rückt der Schutz dieser kritischen Infrastrukturen immer stärker in den Fokus.

Überblick der Versorgungsbereiche

Im Security-Kontext sind folgende Bereiche besonders relevant:
  • Gas | Transport durch Pipelines, Speicherung und Verteilung
  • Wasser | Gewinnung, Aufbereitung und Weiterleitung über Rohrleitungssysteme
  • Strom | Übertragungs- und Verteilnetze für elektrische Energie
  • Wasserstoff | Aufbauende Infrastruktur für Produktion, Transport und Nutzung
  • Fernwärme | Verteilung von Wärmeenergie über isolierte Leitungen
  • Telekommunikation | Netzwerke für Daten- und Sprachübertragung als Grundlage für Steuerung und Kommunikation
  • Chemie/Öl | Transport von Rohstoffen und Produkten über Pipelines und Leitungsnetze

In den folgenden Abhandlungen geht es ausschließlich um den Schutz gegen Bedrohungen und Sabotageeingriffe. Dass die Netzbetreiber vorgeschriebene Materialien und Produkte bezüglich der genutzten Leitungen und Infrastrukturen einsetzen und kontinuierlich kontrollieren sowie dass die betreffenden Mitarbeiter gemäß der vorgegebenen Regelwerke qualifiziert sind, ist selbstverständlich.

Physischer Schutz: Passiver und aktiver Schutz im Vergleich

Grafik Versorgungssicherheit

Der physische Schutz von Infrastrukturen teilt sich in zwei Hauptkategorien: passiver und aktiver Schutz.

Passiver Schutz

Passiver Schutz umfasst vor allem bauliche und technische Maßnahmen, die das unbefugte Eindringen oder die Beschädigung erschweren. Beispiele sind:

  • Umzäunungen und Zugangsbeschränkungen von Anlagen und Schaltstellen
  • Verstärkte Bauwerke, erdverlegte Leitungen und widerstandsfähige Gehäuse
  • Mechanische Sperren, Schutzzäune und Barrieren

Diese Maßnahmen sind langfristig angelegt und dienen als erste Verteidigungslinie.

Aktiver Schutz

Aktiver Schutz beruht auf dem gezielten, flexiblen Handeln von Menschen und Technik, um auf Bedrohungen zu reagieren. Dazu zählen:

  • Security-Mannschaften: Patrouillen, Überwachung und schnelle Reaktion auf Vorfälle
  • Werksschutz: Werksinterne Sicherheitsdienste mit spezieller Ausbildung
  • Leitstellen: Koordination von Sicherheitsmaßnahmen und schnelle Alarmierung
  • Schulungen und Übungen: Regelmäßiges Training erhöht Reaktionseefektivität

Aktive Schutzmechanismen ermöglichen eine flexible und gezielte Reaktion auf Bedrohungen.

Cybersicherheit und IT-Schutz

Grafik Security & Resilienz

Neben dem physischen Schutz gewinnt die Abwehr digitaler Bedrohungen zunehmend an Bedeutung. Moderne Versorgungsnetze sind stark digitalisiert und auf IT-gestützte Steuerung angewiesen. Cyberangriffe können daher weitreichende Folgen haben. Wichtige Maßnahmen sind:

  • Netzwerksegmentierung und Firewalls
  • Sicherheitsüberprüfungen und regelmäßige Updates
  • Schulungen für Mitarbeitende zur Erkennung von Phishing und Social Engineering
  • Notfallpläne und Wiederherstellungskonzepte

Die Verzahnung von physischem Schutz und Cybersicherheit ist essenziell, um ganzheitliche Sicherheit zu gewährleisten.

Weitere Security-Maßnahmen

Ergänzend zu klassischen Schutzmaßnahmen kommen moderne Technologien und Kooperationen zum Einsatz:

  • Videoüberwachung und Sensorik ermöglichen eine frühzeitige Detektion potenzieller Störungen
  • Zutrittskontrollsysteme mit modernen Ausweis- oder Biometrie-Lösungen erhöhen das Sicherheitsniveau signifikant
  • Die enge Zusammenarbeit mit Behörden wie Polizei und Feuerwehr gewährleistet eine koordinierte Gefahrenabwehr
  • Regelmäßige Risikoanalysen und Audits stellen die kontinuierliche Weiterentwicklung des Sicherheitskonzepts sicher

Abwägung: Defensiver/passiver vs. aktiver Schutz

Die optimale Sicherheitsstrategie entsteht aus der Kombination von passiven und aktiven Schutzmaßnahmen. Während passive Maßnahmen als Grundschutz fungieren und dauerhafte Barrieren schaffen, sind aktive Maßnahmen erforderlich, um flexibel und situationsbezogen zu reagieren. Die Gewichtung hängt von Faktoren wie Lage, Bedeutung der Infrastruktur und Bedrohungslage ab. In der Praxis ergänzen sich beide Ansätze und minimieren gemeinsam das Gesamtrisiko.

Ausblick: Zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen

Die Security im Bereich Energieversorgung und Energietransport steht vor neuen Herausforderungen. Die fortschreitende Digitalisierung, der Ausbau von Wasserstoff- und Smart-Grid-Infrastrukturen sowie die zunehmende Vernetzung erhöhen die Komplexität der Sicherheitsanforderungen. Gleichzeitig nehmen Bedrohungen durch Cyberkriminalität, Sabotage und geopolitische Gesamtlagen zu. Zukünftig werden innovative Lösungen gefordert sein, die physische und digitale Schutzmechanismen intelligent vereinen – von KI-gestützter Überwachung bis hin zu flexiblen Reaktionskonzepten.
Der interdisziplinäre Austausch zwischen den Netzbetreibern der Versorgungssparten Gas, Wasserstoff, Elektrizität, Wasser/Abwasser, Fernwärme, Chemie/Öl sowie Telekommunikation, aber auch mit Behörden, Kommunen, Fachverbänden und Forschung ist essentiell, um die Resilienz kritischer Infrastrukturen nachhaltig zu sichern. Der VST sieht sich hier in der Pflicht als spartenunabhängiger Verband, dessen grundsätzliche Zielsetzung es ist, zum Schutz der Versorgungsinfrastrukturen zu arbeiten.