100 % Schutz der KRITIS nicht möglich. Resilienz aber machbar!

Warum sich Energieversorgungsinfrastrukturen nur schwer gegen Sabotage schützen lassen

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Die Energie- und Wasserversorgung zählt zu den kritischsten Infrastrukturen unserer Gesellschaft. Ohne Strom, Gas und Wasser steht nicht nur der Alltag still – auch Industrie, Gesundheitswesen und öffentliche Sicherheit geraten ins Wanken. Umso alarmierender ist die Tatsache, dass sich viele dieser lebenswichtigen Einrichtungen nur unzureichend gegen gezielte Sabotage schützen lassen.

Offene Strukturen – leichte Angriffsziele

Viele Versorgungsanlagen sind räumlich weit verteilt und lassen sich oft nur schlecht flächendeckend und umfassend sichern:

  • Strommasten verlaufen über hunderte Kilometer durch Wälder, Felder und entlang von Verkehrswegen. Sie sind exponiert und kaum zu bewachen.
  • Umspannwerke liegen häufig am Stadtrand oder in Industriegebieten – mit Zäunen, Kameras und Licht, aber selten mit permanentem stationiertem Wachpersonal.
  • Gasverdichterstationen, die den Druck in Pipelines regulieren, befinden sich oft in abgelegenen Regionen. Für sie gilt ähnliches wie für Umspannwerke: Ihre technische Komplexität macht sie anfällig für gezielte Eingriffe.
  • Wasserwerke und Hochbehälter sind meist oberirdisch und dienen der Versorgung ganzer Stadtteile. Ein Zugang zu diesen Anlagen kann gravierende Folgen haben – von Verunreinigung bis zur Unterbrechung der Versorgung.

Grenzen des Werkschutzes

Der klassische Werkschutz stößt bei der Absicherung solcher Infrastrukturen schnell an seine Grenzen:

  • Flächenproblem: Die schiere Ausdehnung der Netze macht eine flächendeckende Bewachung unmöglich.
  • Kostenfaktor: Permanente Bewachung aller Anlagen ist wirtschaftlich nicht darstellbar.
  • Reaktionszeit: Selbst bei Alarmierung dauert es oft zu lange, bis Sicherheitspersonal vor Ort ist.
  • Technologische Problematik: Moderne Angriffe nutzen digitale Schwachstellen, die physischer Schutz nicht verhindern kann.

Wissen ist (zu) öffentlich

Was früher nur Insidern bekannt war, ist heute für jeden zugänglich:

  • Im Internet finden sich detaillierte Karten von Strom- und Gasnetzen, oft sogar dynamisch aktualisiert. Dazu bedarf es noch nicht einmal des Darknets, Online-Kartenportale mit Satellitendarstellung reichen.
  • Open-Source-Datenbanken, Satellitenbilder und Geoinformationssysteme (GIS) liefern präzise Standortdaten von Anlagen. Wenn man alle Informationsmöglichkeiten und -darstellungen matcht, findet man Anlagen – dazu bedarf es keines Insiderwissens.
  • Künstliche Intelligenz kann diese Informationen analysieren, Schwachstellen identifizieren und sogar Angriffsvektoren simulieren – mit frei verfügbaren Tools und den richtigen Fragen.
  • Selbst Social Media und Foren enthalten Hinweise auf Wartungszyklen, Störungen oder Zugangsmöglichkeiten. Wer in öffentlichen und harmlosen Fachforen nachfragt, bekommt meistens eine gutgemeinte Antwort – die weiterhilft …

Das bedeutet: Insiderwissen ist kaum mehr nötig. Das Netz weiß alles.

Was tun?

Die Herausforderung besteht darin, neue Schutzkonzepte zu entwickeln, die physische, digitale und organisatorische Sicherheit kombinieren. Dazu gehören:

  • Redundanz und Resilienz in der Netzstruktur. Wenn Netzknoten und Einzel-Leitungen ausfallen, hilft ein „Umweg“ über andere Knoten und Leitungen weiter.
  • Cybersecurity als integraler Bestandteil der Anlagensteuerung. Cybersicherheit ist nicht „Sache unserer IT-Abteilung“ – sondern Angelegenheit aller Mitarbeiter eines Unternehmens.
  • Sensibilisierung der Bevölkerung für kritische Infrastruktur. Fahrzeuge von Netzbetreibern haben ein Firmenlogo, wenn an der Netzinfrastruktur gearbeitet wird. Auskundschaftende Saboteure kommen anonym.
  • Kooperation zwischen Betreibern, Behörden und Forschungseinrichtungen. Security-Aufbau für Versorgungsinfrastrukturen bedarf des Zusammenspiels und des Verständnisses für die anderen Partner.

Diese Einführung soll ein Bewusstsein dafür schaffen, wie verletzlich unsere Versorgungsnetze sind.


Drohneneinsatz auf Seiten der Netzbetreiber

Drohnen bieten Netzbetreibern vielseitige Möglichkeiten zur Überwachung und Instandhaltung großer Versorgungsstrukturen. Sie können Strommasten aus der Luft mit hochauflösenden Kameras auf beschädigte Isolatoren oder Korrosion prüfen, Umspannwerke auf Wärmebildaufnahmen defekter Schaltanlagen scannen und Rohrleitungen im Gasnetz mit kameragestützten Leckortungssensoren inspizieren. Auch Hochbehälter und Wasserwerke lassen sich schnell auf Undichtigkeiten und Fremdkörper kontrollieren. Trotz dieser Stärken sind Drohnen jedoch nicht die beste Wahl zur aktiven Abwehr: Ihre Flugzeit ist begrenzt, sie benötigen in der Regel günstige Wetterbedingungen und lassen sich durch Störsender beeinflussen. Auch rechtliche Auflagen für Luftraumüberwachung und Datenschutz beschränken ihren Einsatz als Schutzmechanismen. Und zivile Betreiber dürfen keine „militärischen“ Drohnen mit Waffenausstattung benutzen. Daher sind Drohnen nur als Beobachtungswerkzeug innerhalb des Schutz-Szenariums einsetzbar.

Angriffsmöglichkeiten, Erkundung und Ausspionieren mittels Drohne

Auf Angreiferseite dienen Drohnen vor allem der verdeckten Erkundung und Dokumentation zur Vorbereitung von Sabotageakten. Hochauflösende Kameras, Infrarot- und Lidar-Sensoren liefern exakte Standortpläne von Terminals, Leitungswegen und Zugangspunkten. In der Nähe zur Küste können mitunter Späher von Frachtschiffen Drohnen starten, um LNG-Terminals, Öl- und Gaslager aus der Luft auszukundschaften. Parallel dazu setzen Angreifer Personen vor Ort ein, die Informationen über Wartungszyklen, Zufahrtskontrollen und Werksgelände sammeln. So entstehen detaillierte Angriffsszenarien, die mit klassischen Werkschutzmaßnahmen meist nur schwer zu vereiteln sind.


Schutz-Dilemma

Netzbetreiber kennzeichnen Versorgungsleitungen und -knoten heute bewusst mit auffälligen gelben Schilderpfählen und orange eingefärbten Flächen, um Baggerfahrer, Landwirte und Bauunternehmen frühzeitig vor erdverlegten Versorgungsinfrastrukturen zu warnen. Diese präventive Sicherheit minimiert Unfälle und Versorgungsunterbrechungen, erlaubt aber zugleich jedem potenziellen Saboteur, die Lage und Zugänge zu Anlagen klar zu erkennen. Während solche Markierungen bisher als unverzichtbar galten, kollidiert ihr Einsatz inzwischen mit dem Wunsch nach verdecktem Schutz im Rahmen moderner Security-Strategien.

Hier zeigt sich ein ernsthaftes Dilemma beim Schutz der Infrastrukturen: Auf der einen Seite steht die lange existierende klassische Prävention gegen versehentliche Schäden, auf der anderen Seite heute angesichts hybrider Bedrohungsszenarien die verständliche Forderung nach „Verhüllung“ von Versorgungsinfrastruktur, um gezielte Sabotageakte zu erschweren. Netzbetreiber sind jedoch dabei, das Spannungsfeld zwischen präventiver Markierung und geheimhaltungsorientierter Security durch mehrschichtige, flexible Ansätze zu bearbeiten.

Definition und Meldung kritischer Funktionen

Die Bundesnetzagentur legt im Einvernehmen mit dem BSI fest, welche Netz- und Systemsteuerungsfunktionen als kritisch gelten. Betreiber müssen den Einsatz neuer Komponenten vorab anzeigen und nachweisen, dass sie Verfügbarkeit, Integrität und Vertraulichkeit ihrer Systeme gewährleisten können.

Kooperation, Information Sharing und Übungen

  • Teilnahme an sektorübergreifenden Krisenstäben und Branchenforen
  • Gemeinsame Notfall- und Störfall-Übungen mit Behörden (Feuerwehr, Polizei, BSI)
  • Echtzeit-Informationsaustausch über SIEM/SOAR-Systeme zur Lagebeurteilung

Diese enge Zusammenarbeit stellt sicher, dass Erkenntnisse aus Vorfällen schnell geteilt und Schutzkonzepte kontinuierlich optimiert werden.

Mit diesen Best Practices verbinden Netzbetreiber Strategie, Technologie und Kooperation zu einem robusten Schutzrahmen für unsere kritischen Infrastrukturen.


Beispiel Versorgungsnetzbetreiber für Resilienzmaßnahmen

Mobile Gasdruckregelanlage für Notfälle

Iööustration Mobile Gadruck-Regelanlage

In Zeiten zunehmender Unsicherheiten und potenzieller Krisenlagen gewinnt die Fähigkeit zur schnellen und flexiblen Reaktion auf Versorgungsunterbrechungen enorm an Bedeutung. Besonders die Energieversorgung steht dabei im Fokus – ein Ausfall hätte schwerwiegende Folgen für Haushalte, Unternehmen und soziale Infrastruktur. Die Ohra-Energie GmbH aus Thüringen hat als mittelständischer Versorgungsnetzbetreiber mit der Entwicklung und dem Bau einer mobilen Gasdruckregelanlage ein wegweisendes Beispiel für unternehmerische Verantwortung und die Stärkung der Resilienz in Krisensituationen geschaffen.

Was ist eine mobile Gasdruckregelanlage?

Eine mobile Gasdruckregelanlage ist eine technische Einheit, die es ermöglicht, auch bei Ausfall oder Beschädigung stationärer Anlagen weiterhin Gas sicher und kontrolliert bereitzustellen. Die Anlage ist auf einem Anhänger untergebracht, schnell transportierbar und kann flexibel an verschiedenen Einsatzorten aufgestellt werden. Die Anlage sorgt dafür, dass der Gasdruck im Versorgungsnetz stabil bleibt und die Versorgung aufrechterhalten werden kann. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Resilienz der kritischen Infrastruktur und ermöglicht es, Ausfallzeiten zu minimieren.

Vorbildliche Verantwortungsübernahme

Die >mobile Gasdruckregelanlage der Ohra-Energie GmbH aus Thüringen steht exemplarisch für gelebte Verantwortung und Innovationskraft eines mittelständischen Energieversorgungsunternehmens. Sie ist nicht nur ein technisches Hilfsmittel für Notfälle, sondern auch ein Symbol für die Bereitschaft, proaktiv auf Herausforderungen zu reagieren und die Versorgungssicherheit der Bevölkerung nachhaltig zu sichern. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der Resilienz in Krisensituationen geleistet – ein Vorbild für andere Netzbetreiber und Regionen.